Vortragsreihe „Von Körpern, Konstruktionen und Kapitalismus“

In Kooperation mit dem Infoladen Tübingen finden in den kommenden 3 Monaten am jeweils ersten Mittwoch des Monats Vorträge in der Hausbar der Schellingstraße 6 statt.

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Gender Konstruktionen im Kapitalismus. Vortrag mit Jos Schäfer-Rolffs
Mittwoch, 04.05.2011, 20:00 Uhr. Infoladen, Schellingstr. 6

In der Diskussion um die Rollen der Geschlechter wird häufig von einer natürlichen Trennung von Mann und Frau gesprochen, die so bereits in allen Epochen der Gesellschaft Bestand hatte. Zwar habe es in der Entwicklung der Menschheit viele Veränderungen in Gesellschaft und Individuum gegeben, aber die Unterschiede bei den Rollen der Geschlechter seien höchstens marginal, wenn sie überhaupt angenommen werden. So werden eben auch Beschreibungen der Vergangenheit – nicht nur in populärwissenschaftlichen Darstellungen – an die gängigen Geschlechterbilder angepasst und so beispielsweise die Trennung von männlicher Feld- und weiblicher Heimarbeit nicht nur auf das Mittelalter übertragen, sondern sogar auf die Steinzeit. Ein Blick auf historische Quellen zeigt aber, dass es diese vertraute und scheinbar naturwüchsige Trennung so nicht gab und sehr wohl deutliche Unterschiede belegbar sind.

Um aufzuzeigen, worin diese Unterschiede bestehen, müssen zwei Dinge herausgestellt werden, auf diese Weise kann analysiert werden, wie die Geschlechter und ihre Abbilder im Kapitalismus konstruiert werden. Zum einen ist eine Darstellung der historischen Entwicklung und Veränderung der Geschlechterrollen notwendig, denn nur so kann aufgezeigt werden, welche anderen Rollenbilder möglich waren. Auf der anderen Seite muss auch erklärt werden, warum eine kapitalistische Gesellschaft gerade diese Geschlechterkonstruktionen benötigt, wie diese entstanden sind und warum diese auch bis heute noch reproduziert werden.

Vor der Veranstaltung (19 Uhr) veganes Essen.

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Kein Geschlecht oder viele – Warum es biologisch Mann und Frau nicht gibt. Vortrag mit Heinz Voß.
Mittwoch, 01.06.2011, 20:00 Uhr. Infoladen, Schellingstr. 6

Ist es ein Junge oder ein Mädchen?“ ist nach der Geburt die erste Frage, die immer wieder gestellt wird. Können die Eltern darauf keine Antwort geben, so herrscht betretenes Schweigen, wird das Thema gewechselt. Das Kind beginnt erst so richtig in unserer Gesellschaft zu existieren, wenn es mit einem von zwei Geschlechtern aufwarten kann – ein Zustand nachdem Justiz, Medizin und „gesellschaftliche Moral“ einem jeden Menschen trachten.

Ganz selbstverständlich nehmen wir auch für uns in Anspruch, Menschen nach dem Geschlecht unterscheiden zu können. Wir erkennen sie an Kleidung, beruflicher Qualifikation (der Chef ist niemals eine Frau), seltener durch einen Blick auf die kulturell so aufgeladenen Genitalien. Bart, übrige Körperbehaarung, Hüfte, Brustumfang sind da schon legitimer als deutlich zugewiesene Merkmale, nach denen wir gelernt haben, einen Menschen nach „Mann“ und „Frau“ sicher einzuordnen. Unter Berufung auf „natürliche Unterschiede“ werden auch immer wieder gesellschaftliche Ungleichbehandlungen und Diskriminierungen gerechtfertigt.

Aber: Was ist „natürlich“ an Geschlecht? Gibt es biologisch zwei Geschlechter – oder haben wir das nur in der Schule so gelernt? In diesem Input und Diskussion wird der Ausarbeitung von „biologischem Geschlecht“ in den sich herausbildenden „modernen biologisch-medizinischen Wissenschaften“ seit dem 17. / 18. Jahrhundert bis heute nachgegangen. Bei den aktuellen biologischen Geschlechtertheorien wird offensichtlich, dass sich eine Interpretation dass es viele Geschlechter geben muss geradezu aufdrängt.

Vor der Veranstaltung (19 Uhr) veganes Essen.

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Heteronormativität und Rassismus. Vortrag mit Urmila Goel.
Mittwoch, 06.07.2011, 20:00 Uhr. Infoladen, Schellingstr. 6

In letzter Zeit haben sich ungewohnte Koalitionen ergeben: Feminist_innen und schwul-lesbische Aktivist_innen verbünden sich mit Konservativen, von denen sie sich sonst klar abgrenzen, mit dem gemeinsamen Feindbild ‚Muslim_innen‘. Denen, die als ‚Muslim_innen‘ kategorisiert werden, wird kollektiv unterstellt, dass sie Frauenrechte missachten und homophob sind. Dies wiederum wird als Rechtfertigung genutzt, um ‚Muslim_innen‘ zu kontrollieren, disziplinieren und aus der ‚deutschen‘ Gesellschaft zu verweisen.

Im Vortrag wird diskutiert, wie hierbei (antimuslimischer) Rassismus und Heteronormativität (die normative Regelung von Geschlecht und Sexualität) miteinander verbunden sind, wie sie sich gegenseitig bedingen und gegeneinander ausgespielt werden.
Mit Urmila Goel.

Vor der Veranstaltung (19 Uhr) veganes Essen.

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Redebeitrag zum Weltfrauen*tag in Tübingen

100 Jahre Weltfrauentag. Mehr als 100 Jahre Kampf gegen Unterdrückung aufgrund von Geschlecht. Eigentlich schade, dass wir heute immer noch dagegen demonstrieren müssen. Dass patriarchale Verhältnisse noch immer bestehen, noch immer viel zu sehr Alltag sind.
Die stillschweigende Akzeptanz dieses Unterdrückungsverhältnisses in großen Teilen der Bevölkerung trägt massiv dazu bei, andere Unterdrückungsmechanismen ebenfalls in der Normalität anzusiedeln.
Darum lasst uns heute laut, bunt, frech und vielfältig weiter dagegen demonstrieren!
Die Unterdrückung der Frau als offensichtlichste Form der geschlechtsspezifischen Diskriminierungen zu bekämpfen sollte jedoch nicht in Vergessenheit geraten lassen, dass noch mehr Menschen von Diskriminierung aufgrund ihres Geschlechts oder sexueller Orientierung betroffen sind.
Im vorherrschenden Kategorisierungssystem Heteronormativität werden Geschlechter nur in Frau und Mann eingeteilt, Beziehungen mit anderen Menschen sind nur zwischen Frau und Mann „normal“.
Homo-, Bi-, Inter- und Transsexuelle und alle anderen Menschen, die sich keiner biologistischen oder sexuellen Norm unterwerfen wollen, sehen sich mit Diskriminierung konfrontiert. Von dummen Sprüchen wie „Ey, bist du Mann oder Frau?“ über schwulenfeindlich motivierte Übergriffe bis hin zu Zwangsoperationen und Genitalverstümmelung an Hermaphroditen z.B. im Universitätsklinikum Tübingen.
Wir wollen dem etwas entgegensetzen: Viele Geschlechter statt nur zwei. Viele große Lieben statt nur eine. Eine bunte Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung, in der Menschen sich aussuchen, welches Geschlecht sie leben wollen, wen sie lieben.
Deswegen: Lasst uns heute und an allen anderen Tagen nicht nur für die Rechte der Frauen kämpfen, sondern auch für die Rechte aller anderen von Diskriminierung Betroffenen!

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100 Jahre Internationaler Frauen*tag in Tübingen

In Tübingen mobilisiert ein Bündnis verschiedener linker Gruppen und
Projekte zum Weltfrauen*kampftag am 08.März, dieses Jahr ist das
100-jährige „Jubiläum“ des internationalen Weltfrauen*tages.
Es ist eine Kundgebung auf dem Holzmarkt, ne Demo und n Ausklang am und um
den Sternplatz und das Wohnprojekt Lu15 geplant.
http://www.jpberlin.de/tueinfo/cms/node/19482
Hier der Link zur Homepage des Bündnisses:
http://achtermaerz.blogsport.de/

Die „Libertäre Que(e)rulant*innen“ werden sich mit einem Redebeitrag am Aktionstag beteiligen.

Der * kennzeichnet sowohl die Konstruktion der Geschlechterkategorie
als auch die Erweiterbarkeit als Sammelbegriff vielfältiger
geschlechtlicher Existenzweisen.

Beteiligt euch an den Aktionen zum Weltfrauen*tag!

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Kundgebung: Hotel Silber und die Verfolgung Homosexueller (auch nach 1945)

Am Donnerstag, den 10. März 2011 um 18 Uhr spricht Joachim Stein (Vorstand, schwul-lesbisches Zentrum Weissenburg) zur Verfolgung der Homosexuellen durch die Gestapoleitstelle von Württemberg/Hohenzollern sowie durch die Stuttgarter Kriminalpolizei nach 1945.

Ergänzend wird Christoph Michl (Vorstand & Gesamtleiter, IG CSD Stuttgart e.V.) den Bezug zum diesjährigen CSD Motto „GENERATION ZUKUNFT“ herstellen.

Seit dem 03. Februar 2011 veranstaltet die Initiative Lern- und Gedenkort „Hotel Silber“ jeden Donnerstag um 18 Uhr Kundgebungen und politische Spaziergänge am „Hotel Silber“, dem Gebäude der ehemaligen Gestapoleitstelle Württembergs/Hohenzollern.

Sie tritt dafür ein, dass im authentischen Gebäude „Hotel Silber“ ein Dokumentationszentrum des NS-Unrechts eingerichtet wird, in dem die Verfolgung ausnahmslos aller Opfergruppen dargestellt wird.

Am 10. März wird die Kundgebung von den homosexuellen Vereinen der Initiative gestaltet. Bislang ist kaum bekannt, dass es im „Hotel Silber“ auch ein Referat IV5 „Sonderfälle“ gab, dem u.a. die Verfolgung der Homosexuellen in Württemberg und Hohenzollern oblag.

Dies verwundert nicht weiter, da dieser Aspekt des NS-Terrors bislang weder systematisch aufgearbeitet, noch in einer Gedenkstätte dauerhaft dargestellt wird.

Für die Homosexuellen hat das „Hotel Silber“ eine besondere Rolle, weil von hier aus auch nach 1945 die Verfolgung von Männern nach §175 StGB in der Nazifassung durch die Kriminalpolizei bis 1969 betrieben worden ist.

Für die IG CSD Stuttgart e.V. ist die Aufarbeitung der homosexuellen Geschichte in der NS- sowie Nachkriegszeit eine zentrale Forderung. Wir laden daher alle Interessierte herzlich ein, sich am 10.03. zu informieren und durch möglichst viele Besucher/innen der Kundgebung unserem Anliegen Nachdruck zu verleihen.

Ort:
ehemalige Gestapo-Zentrale, „Hotel Silber“
Dorotheenstraße 10, beim Karlsplatz
Stuttgart, Germany

Zeit: Donnerstag, 10. März · 18:00 – 19:00

Schwul-lesbisches Zentrum Weissenburg

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Vorläufiges Selbstverständnis

Beim „Christopher Street Day“ in Stuttgart war in diesem Jahr (2010) auch der „Queer-Wagen“ der Libertären Que(e)rulant*innen mit dabei. Mit der Absicht, linke und emanzipatorische Inhalte auf den „Fest-, Gedenk- und Protesttag“ von LGBT‘S (Lesbisch Schwul Bi Transgender) zu transportieren und gleichzeitig auch auf die Ausschlussmechanismen innerhalb der schwul-lesbischen Community (gegenüber Intersexen, Trans*-Menschen, Menschen mit Migrationshintergrund und Betroffenen von Mehrfach-Diskriminierung) aufmerksam zu machen, beteiligte sich ein loser Zusammenschluss von Einzelpersonen am CSD.

In Tübingen gab es immer wieder Versuche, „queere Strukturen“ zu etablieren. Die „Queere Hochschulgruppe“ oder die „Queer-Partys“ im Epplehaus zeigen, dass auch hier immer mehr Menschen Zweigeschlechtlichkeit und Heteronormativität in Frage stellen.
Mit den Libertären Que(e)rulant*innen hat sich nun eine Gruppe zusammengefunden, die in kleinen Schritten, durch Veranstaltungen und Aktionen, „queer“ nicht zu fassen, sondern zu „schaffen“ versucht. Mit regelmäßigen Treffen (ab nächstem Jahr monatlich), Konzerten und Partys, Vorträgen, Workshops und Aktionen wollen wir queere Inhalte transportieren und diskutieren, Queers (auch in der linken Szene) sichtbar machen, (Hetero)Sexismus und Rassismus entgegentreten, Bündnisse eingehen und gemeinsam mobilisieren.

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